In der Artikulierung von außenpolitischen Dingen zeigt sich Putin MEHR als Realpolitiker im Vergleich zur Innenpolitik. Er hat in seinem neuesten Artikel ein geradezu marxistisches Bild des außenpolitischen Gebahrens vom Westen entworfen. Das bringt ihm schon immer einen Zuspruch aus den Reihen misstrauisch gegenüber den USA und NATO eingestellten Russen. Doch auch die besten Vorsätze auf dem außenpolitischen Parket bleiben Makulatur, solange innenpolitisch nicht mit dem oligarchischen Mist aufgeräumt wirt. Das ist der Schwachpunkt des putinschen Kurses.
In Russland hat sich leider eine unheilvolle Allianz heraugebildet zwischen Putin und dem blindgläubigen eingeschüchterten gemeinen Volk, welches einen snobistisch-verächtlichen Beinamen hat und zwar "Bydlo" (zu Deutsch "Pöbel"). Es sind also jene rückständigen Schichten, die Angst vor wirklichen Veränderungen großen Stils im Lande fürchten und eher bereit sind, den Oligarchen aus der Hand zu fressen. Die einen gehen der Putinschen pßeudopatriotischen Demagogie ebenso auf dem Leim wie die anderen - putin"treue" berechnende Pseudointellektuellen vom Schlage Michalkov und Goworuchin ihr Gewissen den Kremloberen verschrieben haben. Das wird sich aber rechen. Denn diese Allianz der Blinden und Gewissenlosen hat keine vorwärtsweisende Dynamik und wird nach den Wahlen bald erlahmen. Nach einer kurzen Auflebenspause versinkt Russland wieder in einen Dornrößchenschlaf. Wem nützt das?
Nicht für Putin zu sein, heisst längst nicht für Scheißliberalen zu sein. Denn die sind keine Liberalen, sondern Chaoten. Ich bin bestimmt viel älter als Du und kann aus eigener Erfahrung sagen, dass die Unablösbaren Kremlherren von Stalin bis Gorbatschow immer für Instabilität und Wirren im Lande gesorgt haben. Putin ist leider keine Ausnahme. Er ist keine starke Persönlichket. Die wirlich Starken machen dem Volk nichts vor.
Es läuft wahrlich wie in einem Holywood-Film: Putin erwarten einen zusätzlichen Sympatieschub durch seine Anhängerschaft, um schon im ersten Wahlgang als siegreicher Held hoch zu weißem Roß in den Kreml einziehen zu können. Abgesehen von der Abgeschmacktheit seines Stils, die diesmal wie schon mehrere Male vorher - zuletzt bei seinem marktschreierischen Pop-Auftritt im Lushniki-Stadion - ins Auge und Ohr sticht, ist diese Zweckmeldung vom angeblich vorbereiteten Terroranschlag eine weiteres Argument, Putin nicht zum Präsidenten zu wählen. Denn Putin hat sich zu viele Feinde gemacht, als dass sich die Russen in komplizierten Krisenzeiten leisten können, eine so risikobehaftete Person an der Spitze des Staates zu haben. Damit wäre Putin als Präsident ein Unsicherheitsfaktor ersten Ranges für Russland. Ein Grund ihn allein aus dieser Überlegung heraus zu schonen und damit sich selbst.
All die Missstände, die Putin beklagt - Ugerechtigkeit usw. sind u. a. ein Ergebnis seiner Regierungszeit. Deshalb sind seine Träume vom Glück sller richtige demagogische Schäume. Nur ein Blinder sieht das nicht.
Die Russen denken pragmatisch? Welche Russen und wieviele es sind?
Hätten die pragmatisch gedacht, müssten sie den Kandidaten der Oligarchen feuern, statt ihn wieder zu wählen. Nach den letzten Meetings zur Unterstützung Putins, die im Volksmund Putings genannt werden, ist klar, dass die meinsten unbedarften Wähler wieder "mit dem Herzen", wie schon zu Jelyins Zeiten, abstimmen werden. Ihr Herz liegt aber eher im Magen, weil sie ihre beschedenen Lebensverhältnisse nicht aufs Spiel setzen wollen. Wenn es ein Pragmatismus ist, dann eben ein abdominaler also ein Bauch-Pragamtismus, der mit echten Entwicklungsbedürfnissen des Landes nichts gemein hat. Die patriotische Demagogie des Präsidentschaftaanwärters ist nur ein Schleier für seine Machtgelüste. Ich wette, er schaft nicht die 6 Jahre Bewährung, die er bekommt. Seine Wiederwahl ist nur eine aufgeschobene Revolution. Der Westen täte gut, einen richtigen Modernisierer Russlands zu suchen. Es scheint aber, dass dessen Zeit leider noch nicht gekommen ist. Und das ist tragisch.
Gisbert Mrozek ist ein Molodez mit seinem einfühlsamen Kommentar, der das Doppeltspiel von Mr. Putin in Sachen Russlands WTO-Beitritt an den Pranger stellt.
Die Meinungsumfragen sind insofern zwielichtig, als Putin den Angeboten zu direkten Debatten mit Präsidentschaftskandidaten aus dem Wege geht und keine zwei Millionen Zustimmungen zu seiner Kandidatur vorzulegen im Unterschied zu anderen Kandidsaten braucht. So wird die Putin-Legende am Leben erhalten und dem gläubigen Volk der Gedanke seiner Unschlagbarkeit suggeriert. Alles fadenscheinig genug. Aber es wirkt!
Man kann dem Autor einen Scharfsinn bei der Darstellung der Entwicklungen in Russland in den letzten 20 Jahren nicht absprechen. Doch die Schlussfolgerung, das der Trend aufwärts gerichten sei, widerspricht radikal der Meinung sehr vieler Russen, die mit Putin, Medwedjew und der Partei \\\"Einiges Russland\\\" nicht mehr die Zukunft des Landes Verbinden, weil die negativen Tendenzen die fraglichen Errungenschaften der letzten Jahrzehte schier überrollen. Die beherrschenen Stimmungen im Volk sind eher apokalyptisch als hoffnungsvoll. Man beobachte dazu die öffentlichen Diskussionen in Vorfeld der Wahlen im Internet z. B. im Netz \\\"Gidepark\\\".\r\n\r\nRespektvoll\r\nVitaly
Es gibt ein russisches Sprichwort: Цыплят по осени считают (die Kücken zählt man im Herbst, ob sie alle ganz seien). So gesehen, ist Gorbaschow ein totaler Looser. Darüber kann auch das Eingeständnis seiner eigenen Fehler nicht hinwegtäuschen. Dass er sich trotzden im Westen feiern lässt, ist nur ein Zeugnis seiner tief verwurzelten Eitelkeit und Unaufrichtigkeit. Mfn beurteilt die Politiker nicht nach ihren Absichten, sondern nach Resultaten und die sind bei Gorbatschow verheerend. Man lese dazu die unfrisierten Meinungen von Russisch-Bürgern im Internet. Fast sämtliche fallen absolut negativ aus. Deshalb sollte Gorbi nicht nach Lorbeeren greifen, die ihm nicht zustehen und alle ihm im Westen zuerkannten Ehrentitel und Auszeichnungen zurückgeben. Doch ich zweifle, dass dieser Möchte-gern-Held soviel Einsicht und Zivilcourage an den Tag legt. Eine höchst widerliche Gestalt dieser Politikaster.
Die Ironie bei Russlands Beitrag zur Weltzivilisation in punkto Feiern ist nicht zu überhören. Nur: leider geht er mit steigendem Alkoholkonsum einher. Dem russischen Amtsarzt Gennady Onischtschenko zufolge sterben jährlich 75 bis 80 tausend Russen am Konsum von gefälschten Alkoholgetränken, wobei ein nicht geringer Teil dieser Sterberate dem ausgiebigen "Feiern" sprich Nichtstun geschuldet ist. Der Union von Staat und Kirche scheint dies nichts auszumachen.
Anstatt zumeist leere Sprüche über die gesunde Lebensweise zu klopfen und Alkoholkonsumbekämpfung vorzutäuschen, sollten sich die Staatsdiener und Seelsorger gemeinsam mehr um eine sinnvolle Lebens- und Freizeitgestaltung der Bürger bemühnen. Zum Beispiel mehr zugängliche Sport- und Kulturanlagen bauen. "Mens sana in corpore sano". Das gilt jetzt erst recht.
Sie sind gute Kenner unserer Beamtenmentalität. Das beweist Ihr Kommentar zu "Lahmes Pferd"-Tragödie. Das ist mehr als ein Großbrand. Meine Gedanken dazu habe ich in dichterischer Form abgefasst:
(Schalten Sie ggf. die Codierung auf "Kyrillisch / Windows-1251" um, um die folgenden Zeilen lesen zu können. d.Red.)