Jeder Mensch gehört in seine Zeit. Nur so kann man ihm annähernd gerecht werden. Das hätte Makarenko auch verdient. Haarsträubend, was sie ihm heute unterschieben. Er hat den „kleinen Strolchen“ vertraut. Klar mussten sie arbeiten. Alle mussten hart arbeiten, um zu überleben. So waren die Zeiten nach den Interventionskriegen in der Sowjetunion, und viele Menschen im Land sind trotzdem verhungert. Ordnung wurde in der Gorki-Kolonie gefordert, auch militärische Disziplin, ohne wäre es nicht gegangen. Die Kinder waren verwahrlost, in Banden umhergestreift, Opfer und Täter geworden. Raub, Mord, Diebstahl waren ihr Alltag. Makarenko wird angegriffen, er habe mit Zwang gearbeitet. Im Knast ist das heute noch nicht anders. Er hat das Beste gewollt und das Beste gegeben. Er wollte Kommunisten erziehen. Das stimmt. Seine Arbeit wurde ihm von der eigenen Partei schwer gemacht. Die Methoden standen in der Kritik. Er bekam nicht die Anerkennung, die er im Ausland fand. Für mich steht er neben Johannes Falk, der hat ungefähr hundert Jahre früher ebenfalls Kriegswaisen ein Zuhause gegeben. Er wollte sie zu Christen erziehen. Das wird heute natürlich milde beurteilt. Beide Pädagogen haben mich begeistert.